Mantus - Wölfe

   
Orkus 11/2012

Mit Der Mond ist die Sonne der Wölfe - so die offizielle Langform des Albumtitels - ist bei Mantus die Ära der Sängerin Chiara Amberia angebrochen. Bereits bei dieser ersten Zusammenarbeit gelingt es Chiara, durch Vielseitigkeit zu überzeugen. Von fast klassischen Vocals über melancholische Zerbrechlichkeit bis zu kraftvoller Souveränität intoniert sie emotional Martin Schindlers Texte, der selbst auch wieder mit seiner dunklen Stimme den Lyrics zu erhabenem Ausdruck verhilft. Die gesellschafts- und menschenkritischen Lieder erzählen von bewusster Abgrenzung und selbst gewählter Isolation, Verzweif ung, Ausweglosigkeit. Sie sind durchgängig wunderbare Gothic Rock-Perlen. Dynamische Melodien und auffällige Härte finden ihre Vervollkommnung in hymnischen Streicherkompositionen und elektronischen Feinheiten. Die Schindler'sche Version von Chopins Trauermarsch bildet einen stimmigen Abschluss. 13 symbolbehaftete Tracks, so kompromisslos, elegisch und gleichzeitig ehrlich, unpathetisch, dass der Hörer aus ihrer Wut und Traurigkeit neuen Stolz und neue Kraft ziehen kann. Einfach nur schön!

(9,5)
Axel Schön
   
Sonic Seducer 12/2012

Nur eineinhalb Jahre sind vergangen, seit mit "Zeichen" das letzte Fulltime-Album von Mantus vorlag, und doch hat sich so einiges getan in der Welt von Martin Schindler. Nach vielen gemeinsamen Produktionen verließ seine Schwester Thalia das Dunkel-Romantik-Projekt und wurde 2012 von Chiara Amberia ersetzt. Wenngleich der Wechsel am Mikro auf die generelle Ausrichtung der Musik nur minimalen Einfluss hatte, so zeigt "Wölfe" doch in einzelnen Details neue Aspekte. Insbesondere die größeren Variationsmöglichkeiten von Chiaras Stimme verleihen den Liedern mehr Ausdrucksstärke, was wiederum gut zum abwechslungsreicheren Arrangement passt. Wie auch auf den vorangegangenen Werken dreht sich textlich alles um die negativen Seiten menschlichen Denken und Handelns, so dass einem in Verbindung mit dem Albumtitel schnell die Redewendung "Der Mensch ist des Menschen Wolf" in den Sinn kommt. Schade, dass Martin nicht ganz darauf verzichtet hat, Vocals beizusteuern, und sich deshalb beispielsweise mit dem akustischen emotionalen Titeltrack "Wölfe" erneut Kompositionen auf dem Album finden lassen, die nicht optimal umgesetzt wurden.

Peter Heymann