Mantus - Fremde Welten

   
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MANTUS kommen nach einiger Verzögerung (Fehldruck verhinderte den geplanten Release im April) endlich mit ihrem dritten Album "Fremde Welten" daher und ja, es ist eine fremde Welt.
War das Erstlingswerk sehr ruhig und "Abschied" sehr gitarrenlastig, so haben Martin Schindler und Thalia nun die Mitte getroffen und ein überzeugendes Werk abgeliefert.

Der Opener "Dies Irae" läßt andächtiges Orgelvorspiel in Gitarren übergehen und sich von Thalias Stimme bestens begleiten. Das gesamte Stück ist sehr tragend - besonders, sobald Martin seine Stimme erhebt und des Mantusalems breites Timbre den Klangraum ausfüllt. "Stärker als der Tod" ist das folgende Stück bestimmt: Kritiker könnten anmerken, dass es sich hier mal wieder um ein kitschiges Liebeslied handelt, doch dem ist nicht so. Handelt es doch von einer Traumwelt, in der die Liebendene gefangen sind und aus der sie sich befreien wollen. Und ja, ihre Liebe ist stärker als der Tod, stärker als jeder Traum. Hier merkt man wie bei den ersten Albem auch, dass die Stärken von MANTUS vor allem bei den Texten zu finden sind, kommt doch die Musik auf die Dauer stellenweise etwas gleichförmig daher. Gut, davon kann man beim nächsten Track nicht sprechen, denn "Wolfsmensch" ist fast schon ein Popsong. Akkustikgitarre, Klavier, leichtes Schlagwerk. Nein, es ist kein PUR-Song, aber es könnte einer sein, wenn der Text nicht ein bisschen arg fies wäre und ein fiese Wunschgeschichte des Wolfmenschens erzählen würde. Einer meiner Anspieltips.

Die "Neue Welt" ist die Hoffnung auf eine neue, bessere Erde. "Wenn die Erde zu staub zerfällt" schaffen wir hoffentlich diese neue Welt. Ein bisschen Elektro, aber ansonsten das übliche musikalische Beiwerk gibt es auf dieser dann hoffentlich auch. Und wenn es soweit ist, tanzen wir den "Schattentanz", vergehen uns in Liebe und Trauer über so einiges und gehen dann lächelnd weiter - doch hoffentlich nicht alleine. Hier hat MANTUS mal wieder ein bisschen am Keyboard probiert und einen wunderschönen Klang geschaffen. Und in "Utopia", welches sehr ruhig daherkommt, sich mit Samples austattet, darf es keinen Menschen geben, nur den Traum.

So wie es nun aussieht, sind auch auf diesem Album die vorherschenden Themen Liebe, Tod und der Traum. Selten habe ich solche guten Texte gerade über den Traum gehört oder gelesen. Stimmlich wirkt alles sehr ausgegoren und wohl arangiert. Musikalisch benutzen MANTUS leider immer wieder gleiche Elemente und langweilen so ein bisschen. Doch wie ein "Phönix" erhebt sich das nächste Stück und peitscht uns einen sehr tanzbaren Sound um die Ohren. Es wird ein bisschen philosophisch und der gute Martin fragt sich selbst, ob es denn noch Sinn macht oder ob man einfach mit offenen Augen dem Ende entgegesehen soll. Es beginnt schon wieder aufs neue - irgendwann.

Und dann kann man auch wieder "Geliebter Mein" sagen und diese herrliche Schnulze (das ist nicht negativ zu verstehen!) geniessen. Man sollte nicht einfach so aus dem Leben treten und den Partner alleine lassen. (Leider keine neue Erkenntniss). Solche Dinge stellen nicht nur die "Existenz" als solche in Frage, sondern tun auch höllisch weh. Doch lohnt es sich, weiterhin zu existieren, wenn die Seele schreit und der Schmerz die Gedanken lähmt? Als Antwort ist dieses Lied zu hören...

Kommen wir nun zu der fiesen Seite von MANTUS zurück. "Mord Im Mondschein" erzählt auf lyrische Art und Weise den Mord an einem Menschen. Dieses Lied richtet sich gegen Fremdenhass jeglicher Art und schaut bitter auf die Methoden dieser "Menschen", die es nur wagen, wenn sie größer, stärker und mehr sind als das Opfer. Gegen Nazis, gegen Faschismus. "Schwarze Rosen" sind dagegen richtig friedlich. Ein Liebeslied, wie wir sie von MANTUS kennen und lieben. Mit Happyend. Noch Fragen?

Und dann geht es "Gemeinsam In den Tod": Am Ende aller Zeiten steht nur diese eine Lösung. Ein grandioses Ende für dieses gigantische Album.

MANTUS haben sicher hier und da kleine Schwächen die Stücke musikalisch spannen zu halten, aber textlich wird das alles wieder aufgewogen. Wer MANTUS jedoch noch nicht kennt, sollte sich vielleicht erst mit dem Vorgänger "Abschied" anfreunden, bevor er sich in "Fremde Welten" wagt, da dieses eingängiger und zugänglicher ist. Für Kenner und Freunde gothischer Romantik aber definitiv ein Pflichtkauf. Wenn ihr dieses Abum in die Finger bekommt, dann hört Euch unbedingt gleich "Mord Im Mondschein" an.


Stephan Urbach für GOTHICWORLD