Black Heaven - Kunstwerk

   
Orkus 06/2007

Nach der Auflösung seines Projektes Mantus hatte für Martin Schindler erst einmal die Entwicklung der neuen Band Sepia Priorität - der bis dahin im Jahresrhythmus praktizierte Veröffentlichungs-marathon von Black Heaven fand so 2004 ein vorläufiges Ende. Nichtsdestotrotz hat der Musiker seitdem immer wieder an neuer Nahrung für dieses, sein elektronischeres "Baby" gearbeitet und erlöst nun endlich seine zahlreichen Anhänger mit der Doppel-CD Kunstwerk. Wer nach der fast dreijährigen Pause allerdings einfach eine Fortsetzung bisheriger Alben erwartet hatte, wird schnell eines Besseren belehrt. Der Großteil der immerhin 14 Songs ist sehr rhythmisch. Mal schleppend (Durch leere Straßen), mal schnell (Aus der Stille), sphärisch (Dieser Weg), oft sehr clubtauglich (Babylon, Kein Zurück, Zweite Sonne), fast technoid. Martin schreckt auch vor Tempowechseln innerhalb eines Tracks nicht zurück (Schwarzes Loch) und setzt die Gitarren auffälliger als bisher ein - zwar akzentuiert, also nicht häufiger als sonst bei Black Heaven, aber wenn, dann vordergründig und mit sehr rohem, aggressivem Sound. Und neben der gesanglichen Unterstützung Tinas hat sich der Mastermind für das Stück Kein Zurück Bea als zweite weibliche Stimme ins Studio geholt. Den Texten fehlt fast jegliche Romantik, die doch bisher für die Lieder der Band durchaus typisch war. Stattdessen sind die Lyrics direkt, kritisch-philosophisch, auch gesellschaftlich anprangernd. Der Erstauflage wurde eine Bonus-CD hinzugefügt, die dem Rezensenten jedoch leider nicht vorliegt. Sie wird sechs der neuen Lieder in alternativen Versionen enthalten, außerdem mit Jemand einen exklusiv für diese Scheibe aufgenommenen Track. Natürlich bleibt Kunstwerk allein schon durch den elektronischen Sound in Verbindung mit Martins dunkler, ruhiger Stimme wiedererkennbar Black Heaven. Aber das Album macht es dem Hörer nicht mehr ganz so einfach wie seine Vorgänger, will durch mehrmaliges Hören in seiner detailreichen Vielfalt erfasst, fast schon erarbeitet werden. Dann jedoch stößt man auf ein textlich wie musikalisch modernes, abwechslungs-reiches, anspruchsvolles Werk, an dem man nachhaltigen Gefallen finden wird.

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Axel Schön